Großenhainer SängerInnen auf Chorreise durch Litauen, Lettland und Estland

Nach fast einer Woche in Litauen hat die Sängerschar, die sich am 25. Juli gen Osten aufmachte, nun ihr zweites Standquartier im estnischen Tartu aufgeschlagen.
Die Gruppe, die sich aus dem Wantewitzer Kirchenchor, dem katholischen Kirchenchor Großenhain unter Leitung von Stefan Jänke und dem Sakralmusikensemble aus dem litauischen Dörfchen Vadzgirys unter Leitung von Lina Lukosiene zusammensetzt, hat bereits vier Auftritte in Litauen und ein Konzert in Otepää (EE) hinter sich.

Darunter auch sehr herzliche Begegnungen wie in Nemaksciai, einem Dorf an der Autobahn zwischen Klaipeda und Kaunas.
Der Gemeindevorsteher und weitere wichtige örtliche Persönlichkeiten begrüßten die deutschen Gäste unter festlicher Musik mit Brot, wie es in Litauen Sitte ist. Anschließend wurde durch das Museum des Dorfes geführt. Später lud das Dorf zum Abendessen: jeder Hof hatte ein paar Eier gespendet, damit der insgesamt 71-köpfige Gastchor bewirtet werden konnte wurde. Eine Gemüse-Ei-Pfanne, Brot und Speck, und Plinsen mit Apfelmus und Marmeladen mundeten allen Gästen sehr. Spontan begann man, zu tanzen und schließlich begaben sich alle zur Kirche, wo zuerst ein Gottesdienst gefeiert wurde und anschließend das Konzert im Gemeindesaal stattfand.

Vor Überraschungen ist man natürlich nie gefeit: wenige Minuten vor Konzertbeginn fällt im ganzen Ort der Strom aus – kurzerhand singt das Ensemble draußen vor der Kirche a capella. Doch nun setzt Regen ein – muss abgebrochen werden? Nein – der Strom ist wieder da und das Konzert kann im Gemeindesaal beendet werden.

Wie bei allen anderen Konzerten in Litauen zeigt sich, wie es die Leuten schätzen, dass der große Chor aus Deutschland sich intensiv mit der Musik und der Sprache des insgesamt nur 3,5 Millionen Menschen zählenden Litauen beschäftigt hat. Sechs Stücke in litauischer Sprache brechen das Eis schnell und so erntet das internationale Ensemble regelmäßig standing ovations. Viele Besucher sind zu Tränen gerührt, wenn „Tevyne dainu ir artoju“ – ein Lied, das entstand, als die baltischen Staaten zur Unabhängigkeit strebten – angestimmt wird. Fast das ganze Publikum singt mit: „Heimat, oh, Heimat, warum bereitest Du uns solche Sorgen, du bewegst mein Innerstes!“
In der evangelischen Kirche von Kaunas hörte man nach dem Konzert vom Pfarrer folgendes Kompliment: „So gut haben wir noch keinen deutschen Chor Litauisch singen hören.“
In Gelgaudiskis – einem kleinen Ort an Nemunas (deutsch: Memel) – wird der Chor nach dem Konzert zu typisch litauischem Essen eingeladen: Kugelis – ein Gericht aus geriebenen Kartoffeln und Fleisch, dass traditionell 8 Stunden im Ofen bäckt.
Alles in allem sind das bereits so viele Eindrücke, doch es ist erst Halbzeit: Ab 1. August singt der internationale Chor in den großen Kirchen von Tartu (Johanneskirche), Narva (Alexanderkirche) und Riga (Dom).

Großenhainer SängerInnen zurück aus dem Baltikum

Am Donnerstag dem 8. August kehrte zwei Wochen nach Abfahrt eine aus SängerInnen des Kirchenchors Wantewitz und des katholischen Kirchenchores Großenhain bestehende Gruppe von ihrer sommerlichen Konzert- und Begegnungsreise durch das Baltikum zurück. Nachdem der erste Teil der Reise (SZ berichtete) in Litauen beim befreundeten Sakralmusikensemble in Vadzgirys stattfand, schloss sich eine Rundreise durch Estland und Lettland an, die die insgesamt 71köpfige Reisegemeinschaft aus Litauern und Deutschen bis nach Narva an die Grenze zu Russland kurz vor St. Petersburg führte.

Stationen waren daneben auch Otepää und Tartu in Estland, sowie Riga, Lielvarde und Ogre in Lettland.
Nachdem in Litauen eher ländliche Gegenden bereist wurden, verlagerten sich die Aktivitäten nun in die großen Städte. In Tartu, Narva und Riga sang der Chor in den größten Kirchen des Baltikums und tauchte in die sommerliche Lebendigkeit der Städte ein.
Die Tournee brachte auch jetzt eine Vielzahl Begegnungen mit sich – sei es ganz zufällig unterwegs oder im Umfeld der Konzerte z.B. mit den Menschen, die sich für das Gelingen vor Ort einsetzten, wie z.B. Organistin Tuuliki Jürjo in Narva.
Sie erzählte über die Geschichte ihrer Stadt, die nach jahrhundertelanger Blüte seit der Bombardierung im 1. Weltkrieg und später unter Sowjet-Herrschaft nicht nur baulich gänzlich ihr Gesicht veränderte: Da die Einheimischen vertrieben wurden, mussten für die neu angesiedelte Industrie vornehmlich Arbeiterinnen aus Südrussland angesiedelt werden – die so geschaffenen sozialen Probleme beschäftigen die estnische Stadt, in der nur ca. 4% Esten leben, bis heute stark.

Elga Kule aus Riga führte die Gruppe durch ihre Stadt – die größte Lettlands -, die für großflächig erhaltene Jugendstilviertel berühmt ist und mit einer wunderbaren Altstadt beeindruckt. Sie verschwieg aber auch nicht die aktuellen Probleme des nur rund 2 Millionen Menschen zählenden Landes: Nach der Finanzkrise führten drastische Kürzungen der Staatsausgaben zur Schließung knapp der Hälfte aller Krankenhäuser und eines Drittels der Schulen sowie zur Kürzung der Löhne aller staatlichen Bediensteten in Schulen, Krankenhäusern, Polizei etc. um 50%!
Musikschuldirektorin Marite Purina aus Ogre überzeugte den Chor davon, einer deutsch-lettischen Jugendbegegnung des Kirchenkreises Stendal, die zufällig parallel in Lielvarde stattfand, kurzfristig ein Überraschungsständchen zu singen und entführte die SängerInnen schließlich zum Dank nach dem letzten Konzert der Reise im Ogre zu einem Picknick in einen romantischen Park am Rande der Stadt.
Nicht zuletzt bot die Reise auch Gelegenheit zur Erholung: Baden im Finnischen Meerbusen, Verkostung von Räucher- und Trockenfisch am Peipussee, Besuch eines russisch-orthodoxen Klosters, ein Strandtag an der Rigaer Bucht oder der Besuch eines Nachbaus einer 1000 Jahre alten Holzburg am Ufer der Daugava waren willkommene Ergänzungen zum musikalischen Programm.
In dem Moment, als sich litauische und deutsche Partner zum Reiseende verabschiedeten, keimten schon erste Ideen, wie die mittlerweile fünfjährige Partnerschaft weitergeführt werden könnte.
Unternehmungslustige Interessenten am Chorsingen sind übrigens jederzeit herzlich zur Mitwirkung im Kirchenchor Wantewitz eingeladen: Mit dem Beginn der Schulzeit startet auch die regelmäßige Probenarbeit: dienstags 20.15 Uhr Gemeindesaal Wantewitz (gern auch erstmal unverbindlich schnuppern).
Im Nachgang der Reise bereitet der Chor Reiseberichte in Konzertform vor, die am 29.9. und 13.10. jeweils 17 Uhr in den Kirchen von Niederau und in Wantewitz zu sehen und zu hören sein werden.