Prävention sexualisierte Gewalt

Unsere Kirchgemeinde ist seit Herbst letzten Jahres auf dem Weg, ein Rahmenschutzkonzept zum Schutz vor sexualisierter Gewalt für das Gemeindeleben zu entwickeln. In regelmäßigen Abständen trifft sich eine vom Kirchenvorstand beauftragte Arbeitsgruppe, die sich mittlerweile mit den Themen „erweitertes Führungszeugnis“, „Verhaltenskodex“ und „Beschwerdemanagement“ befasst hat. Das Konzept wird regelmäßig weiterentwickelt und zwischen den Terminen sowohl Richtung Kirchenvorstand und Ortsausschüsse wie auch zu den Mitarbeitenden vorgestellt. Die ehrenamtlich und haupt- bzw. nebenamtlich Tätigen erhalten Schulungen zu den Themen. Die pädagogischen Fachkräfte sind ihrerseits als Multiplikatoren ausgebildet, so dass auch hier Schulungen unkompliziert und von bekannten Personen durchgeführt werden können.

Ziel ist es, mit dem Schutzkonzept den Raum der Kirche als sichereren Ort zu gestalten, Verantwortung wahrzunehmen und gemeinsam gegen jegliche Form von Gewalt vorzugehen. Wir wollen Gewalt verhindern und dort, wo sie doch geschieht, diese schnell erkennen und beenden können. Wir sehen ein das Schutzkonzept als Qualitätsmerkmal unserer Arbeit.

Das Präventionsschutzkonzept in der Fassung vom 16. November 2023 finden sie HIER.

Ansprechbar:

  1. Interventionsteam und alle Pfarrer, GemeindepädagogInnen und KirchenmusikerInnen
  2. Präventionsbeauftragte des Kirchenbezirks Bezirkskatechetitn Birgitt Schneider (01522-7383154)
  3. Kathrin Wallrabe, Ansprech- und Meldestelle für Fälle sexualisierter Gewalt in der EVLKS, Lukasstraße 6, 01069 Dresden, Telefon: 0351 4692-106, Telefon Mobil: 0151 40724968, E-Mail: kathrin.wallrabe

Artikel im Gemeindebrief – März-Mai 2024 (vorab)

Sexualisierte Gewalt…

… und ihre Prävention

Ende Januar wurde mit der sogenannten ForuM-Studie erstmals eine unabhängige Forschungsarbeit zu Ursachen und Häufigkeit von sexuellem Missbrauch in den evangelischen Kirchen und der Diakonie veröffentlicht. Die Studie wurde von der EKD beauftragt und durch die  Landeskirchen finanziert. Die Forscher gehen von mindestens 1259 Beschuldigten, davon 511 Pfarrpersonen und mindestens 2225 Betroffenen für den Bereich der Evangelischen Kirche und der Diakonie in Deutschland aus. Die Forschungsergebnisse sowie der Abschlussbericht wurden unter www.forum-studie.de veröffentlicht. Die Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens hat für den Bereich der Landeskirche und der Diakonie zum Stichtag 31.12.2020 41 nachweisbare Fälle minderjähriger Betroffener mit 28 Beschuldigten an den Forschungsverbund gemeldet. Unter den Beschuldigten sind 13 Pfarrpersonen, drei Personen aus anderen Verkündigungsberufen, acht sonstige Mitarbeiter und ein Ehrenamtlicher. Drei Beschuldigte konnten nicht identifiziert werden. 

„Die nun vorliegenden Ergebnisse der ForuM-Studie zeigen in ihrer Gesamtsicht auf erschütternde Weise das Ausmaß, in dem sexualisierte Gewalt auch in unserer Kirche stattgefunden hat“, erklärte Landesbischof Tobias Bilz am Tag der Veröffentlichung, „wir konnten sie vor der Gewalt nicht schützen und sind ihnen oftmals nicht gerecht geworden, als sie den Mut fanden darüber zu sprechen“. Die Studie attestiert einen mangelnden Umgang mit Betroffenen, die zumeist kaum Unterstützung und mangelnde Sensibilität erlebten, sowie nicht funktionierende Schutzkonzepte. Es gelte deshalb, die in der Studie identifizierten strukturellen Probleme ernst zu nehmen und in der Präventionsarbeit, in der Erstellung von Schutzkonzepten und im Umgang mit Betroffenen zu berücksichtigen. 

Der Kirchenvorstand unserer Kirchgemeinde hatte vor 1,5 Jahren einen Ausschuss eingesetzt, der sich daraufhin mit dem Thema Prävention und Schutzkonzept auseinandersetzt hat. Ende letzten Jahres wurde das Schutzkonzept beschlossen und hier auf unserer Website veröffentlicht, das mit verschiedenen Maßnahmen verbunden war. So mussten z.B. alle hauptamtlich Mitarbeitenden sowie alle Ehrenamtlichen, die eine Leitungsfunktion innehaben oder im Bereich Kinder, Jugend, Familie mitarbeiten, ein erweitertes Führungszeugnis zur Überprüfung vorlegen. Mitarbeitende wurden zum landeskirchlichen Verhaltenskodex geschult und es wurden Kontaktmöglichkeiten in den Gemeinderäumen ausgehängt, um sexualisierte Gewalt schnell und auch anonym melden zu können. Außerdem setzte der Kirchenvorstand ein Interventionsteam ein, das bei Meldung oder Verdacht sofort agieren kann. Diesem Team gehören Tabea Faust, Sylvia Spargen sowie die Pfarramtsleitung an. Diese Personen sind neben den Mitarbeitenden zum Thema ansprechbar.

Der Ausschuss, der aus drei Ehrenamtlichen und Pfn. Sarah Zehme bestand, hat in seiner Arbeit mit großer Bestürzung zur Kenntnis genommen, dass Taten sexualisierter Gewalt im Raum unserer Landeskirche möglich waren und dass dies Menschenleben dauerhaft und nachhaltig zerstört hat. Ebenso haben sie verstanden, dass gerade die familiär-verschleiernden patriachalen Machtstrukturen wesentlich dazu beigetragen haben, dass solche Taten möglich wurden. Es war dem Kirchenvorstand und dem Ausschuss ein Anliegen, sich mit diesem Thema und der damit verbundenen Schuld auseinanderzusetzen und Tätern künftig keine Schutzräume mehr zu bieten. Deshalb heißt es in der Präambel zum Schutzkonzept:

„Unsere Kirchgemeinde soll ein geschützter Raum sein, in dem Glauben wachsen und Vertrauen in Gott und die Menschen gestärkt werden kann. Trotz dieses Vorhabens muss uns bewusst sein: Dort, wo Menschen miteinander arbeiten, wird nicht immer alles gut sein. Sexualisierte Gewalt geschieht häufig in einem vertrauten Umfeld – das macht sie so gefährlich. Diese Gefahr müssen wir ernst nehmen und ihr konsequent begegnen! Mit diesem Schutzkonzept setzen wir die Standards für ein achtungsvolles und sensibles Miteinander in unserer Kirche.“ 

Pfn. Sarah Zehme im Auftrag des Ausschuss Prävention

Informationsabende werden im März/ April angeboten (Termine folgen)

Dieses Plakat findet sich in allen Gemeindehäusern und Kirchen.